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Folge #19: Soll ich es wagen? Der Weg zum Coming-out

Erwachsen werden? Lass machen.
Der Coming of Age-Podcast der IKK classic. Zu allen Folgen

Die Gesellschaft wird zunehmend offener für sexuelle Orientierungen und Gender-Identitäten verschiedenster Art. Trotzdem ist der Entschluss zum Coming-out nicht immer leicht. Handwerks-Influencer Ben Berger spricht in dieser Folge ganz offen darüber, wie sein eigenes Coming-out war. Dazu geben Vivi und Marco Tipps, wie man seinen eigenen Weg dabei finden kann.

Der Weg zum Coming-Out ist eine Reise voller Mut, Selbstfindung und oft auch Herausforderungen. Ob du dich als LGBTQIA+ identifizierst oder noch dabei bist, deine eigene Identität zu verstehen, der Gedanke daran, dich anderen gegenüber zu öffnen, kann ebenso beängstigend wie befreiend sein.

Was ist ein Coming-out?

Der Begriff „Coming-out“ bezeichnet den Prozess, bei dem eine Person ihre sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität oder Variationen in ihren Geschlechtsmerkmalen (wie Intersexualität) anderen gegenüber offenbart. Dieser Prozess ist in der Regel zweistufig: das innere Coming-out, bei dem sich die Person selbst ihrer Identität bewusst wird und diese akzeptiert, und das äußere Coming-out, bei dem diese Informationen mit anderen geteilt werden. Beide Prozesse sind zentral für die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden von vielen Menschen, die sich als Teil der LGBTQIA+ Gemeinschaft identifizieren.

Inneres Coming-Out

Das innere Coming-out bezieht sich auf den Prozess der Selbstakzeptanz und des Selbstverständnisses einer Person bezüglich ihrer eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Dies ist oft der erste Schritt im Coming-out-Prozess und kann als eine Reise der inneren Reflexion und des Verständnisses betrachtet werden. Während dieses Prozesses ...

  • erkennt eine Person allmählich ihre Gefühle und wer sie wirklich ist.

  • beginnt sie, ihre eigene Identität zu akzeptieren, unabhängig davon, wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen wird.

  • kann sie mit inneren Konflikten oder Fragen zur eigenen Identität ringen, besonders in einer Gesellschaft, die traditionelle Geschlechtsnormen und Sexualitätsnormen glorifiziert.

Äußeres Coming-Out

Das äußere Coming-out bezieht sich auf das Teilen der eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität mit anderen Menschen, sei es Familie, Freunde, Kollegen oder die breitere Gesellschaft. Dieser Prozess beinhaltet:

  • Die Entscheidung, wann und wem gegenüber man sich outet, was oft strategisch überlegt wird, basierend auf erwarteten Reaktionen und der eigenen Sicherheit.

  • Die mögliche Konfrontation mit Vorurteilen, Akzeptanz oder Ablehnung durch andere.

  • Die fortlaufende Anpassung, wie offen man mit seiner Identität umgeht, abhängig von sozialen, beruflichen oder familiären Umgebungen.

Eine Sprachnachricht von Ben Berger

Im Netz ist Ben Berger vor allem als Handwerks-Influencer bekannt. Auf seinen TikTok- und Instagram-Channels (@benberg.er) gibt der Schreiner aus Landau unterhaltsame Einblicke in den Werkstatt-Alltag. Doch nicht nur das. Auch wenn Ben sich selbst nicht als Aktivisten sieht, steht er im Alltag und im Netz ganz offen zu seiner Bi-Sexualität. Vor allem im Handwerksumfeld ist dies auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Uns erzählt er, wie sein eigenes Coming-out abgelaufen ist, wie er im Handwerksumfeld damit umgeht und welche Reaktionen er dort bekommt.

Bild von Ben Berger
Credit: privat

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Was steht hinter dem Begriff „LGBTQIA+“?

Der Begriff “LGBTQIA+” steht für eine inklusive Bezeichnung, die eine Vielzahl von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten umfasst. Jeder Buchstabe in diesem Akronym hat eine spezifische Bedeutung:

  • L steht für Lesbisch: Frauen, die sich emotional und/oder sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen.

  • G steht für Schwul (engl. Gay): Männer, die sich emotional und/oder sexuell zu anderen Männern hingezogen fühlen.

  • B steht für Bisexuell: Personen, die sich zu Menschen beider Geschlechter oder zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen.

  • T steht für Transgender: Personen, deren Geschlechtsidentität oder -ausdruck sich von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht unterscheidet.

  • Q steht für Queer: Ein Überbegriff für Personen, die sich nicht in die traditionellen Kategorien von Geschlecht und Sexualität einordnen lassen oder diese ablehnen. Ursprünglich ein Schimpfwort, wurde der Begriff von vielen in der Gemeinschaft positiv umgedeutet.

  • I steht für Intersexuell: Personen, die mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht den typischen Definitionen von männlich oder weiblich entsprechen.

  • A steht für Asexuell: Personen, die wenig oder kein sexuelles Interesse an anderen Personen haben. Dies kann auch Aromantisch einschließen, was bedeutet, dass eine Person wenig oder kein romantisches Interesse an anderen hat.

  • + steht für alle anderen Identitäten und Orientierungen, die nicht durch die vorherigen Buchstaben abgedeckt sind, einschließlich Pansexuell (Anziehung unabhängig von Geschlecht und Gender), Demisexuell (Sexuelle Anziehung durch emotionale Bindung), Non-Binary (Geschlechtsidentität außerhalb der Kategorien weiblich/männlich), Genderqueer (nichtkonforme Geschlechtsidentität oder -ausdruck) und viele andere.

Der Begriff “LGBTQIA+” ist wichtig, weil er eine breite und vielfältige Gruppe von Identitäten anerkennt und eine inklusive Gemeinschaft schafft, die sich für die Rechte und die Akzeptanz aller Mitglieder einsetzt.

Alle Folgen von „Erwachsen werden? Lass machen.“

Dich beschäftigen weitere Themen beim Erwachsenwerden? Dann haben wir noch mehr für dich: Hör einfach mal rein – hier findest du alle Podcast-Folgen in der Übersicht.

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Beratungsstellen für Jugendliche mit Fragen zu „LGBTQIA+“

Du setzt dich gerade mit deiner sexuellen Orientierung auseinander und hast Fragen, die du vielleicht weder mit deinen Freunden oder deiner Familie besprechen möchtest? Überlegst du, wie du dein Coming-out gestalten könntest oder wie du mit Ablehnung im Umfeld umgehen kannst? Hat sich vielleicht jemand in deinem Freundeskreis oder deiner Familie geoutet und du willst wissen, wie du sie unterstützen kannst? Dann wende dich gern an eine der vielen Beratungsstellen, die sich auf die Fragen und Probleme von Mitgliedern der LGBTQIA+-Community und ihrem Umfeld spezialisiert haben.

  • Der "Queere Erstberatungskoffer" hat eine Liste mit Beratungsstellen mit Sitz in Berlin und Hamburg zusammengestellt.

  • pro familia, der Fachverband für selbstbestimmte Sexualität, zeigt auf dieser Karte alle Beratungsstellen in Deutschland, die sich auf Fragen im Bereich LGBTQIA+ spezialisiert haben.

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