Visual einer Fahrradfahrerin mit Beinprothese

Leben mit Behinderung: Teilhabe statt Vorurteile

Menschen mit Behinderungen machen einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft aus. Dennoch sehen sie sich heute immer noch mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Es ist an der Zeit für mehr Menschlichkeit. Wir zeigen, warum Menschen mit Behinderungen nicht an den Rand der Gesellschaft gehören.

Behinderung hat viele Facetten

In Deutschland galten im Jahr 2021 etwa 9,4 Prozent der Menschen als schwerbehindert – das sind rund 7,8 Millionen Menschen. Da eine Behinderung nicht meldepflichtig ist, geht man von einer hohen Dunkelziffer aus und schätzt den tatsächlichen Anteil an Menschen mit Schwerbehinderungen auf etwa 10 Prozent. Bei der Feststellung werden nicht nur körperliche, sondern auch psychische Behinderungen sowie nicht sichtbare Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel durch chronische Krankheiten, miteinbezogen.

Was viele nicht wissen: Eine Behinderung kann jeden treffen

  • Behinderungen bestehen vergleichsweise selten bereits seit der Geburt oder dem Kindesalter. Nur knapp 3 Prozent (rund 200.000 Menschen) der erfassten Behinderungen waren 2021 angeboren und konnten Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zugeordnet werden.

  • Eine Behinderung entsteht meist erst im fortgeschrittenen Alter. Knapp die Hälfte der schwerbehinderten Menschen war im Jahr 2021 zwischen 55 und 74 Jahre alt.

  • Bei 90 Prozent der Betroffenen wurde die Behinderung durch eine Krankheit verursacht.

Teilhabe an der Gesellschaft – noch kein Selbstverständnis

Menschen mit Behinderungen machen mit rund 10 Prozent einen wesentlichen Teil unserer Gesellschaft aus. Dennoch sehen sich viele mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Unsere Studie "Vorurteile machen krank" belegt: Jeder zweite Mensch mit Behinderungen ist von Vorurteilen oder Diskriminierung betroffen.

Am härtesten trifft behinderte Menschen das Stigma der Schwäche: Betroffene werden häufig als schwach, bemitleidenswert oder hilfsbedürftig angesehen, obwohl sie es nicht sind. Weniger sind es körperliche Einschränkungen, die sie daran hindern, etwas zu tun – vielmehr ist es oft die menschengemachte Umgebung, die ihnen Barrieren in den Weg stellt.

Mit der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) können sich Betroffene seit 2019 auf ein verbindliches Regelwerk berufen. Die UN-Konvention legt ausdrücklich fest: Gesellschaftliche Teilhabe ist ein Menschenrecht.

Menschen mit Behinderungen haben also ein Recht auf selbstbestimmte und umfassende Teilhabe und auf Gleichstellung. Doch ist es kein Geheimnis, dass die Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen – trotz einer Vielzahl an Bemühungen und Fortschritten in den letzten Jahren – an einigen Stellen noch keine Selbstverständlichkeit ist.

Vorurteile machen krank: Ergebnisse der Studie

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  • Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund einer Behinderung

    47 Prozent der Befragten geben an, betroffen zu sein.

  • Art der Vorurteile und erfahrenen Diskriminierung

    Die Erfahrungen der Betroffenen waren stark abhängig von der Form ihrer Einschränkungen.

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der sich jeder in seiner Vielfalt, seiner Hilfsbedürftigkeit oder Verletzlichkeit angenommen fühlen kann – egal ob mit oder ohne Behinderung.

– Mutter von einem Kind mit Downsyndrom

Mehr Mut zur Vielfalt

Die Zahlen der Studie belegen, es muss sich etwas ändern. Dabei hilft es, Vielfalt als Bereicherung zu sehen.

Mehr Kontakt im Alltag und eine Kommunikation auf Augenhöhe kann vieles verändern, um ein neues Bild von Menschen mit Behinderungen mehrheitlich in den Köpfen der Menschen zu etablieren. Daher ist es wichtig, immer wieder neue Bezugs- und Berührungspunkte zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen zu schaffen.

Inklusion bedeutet nicht nur, Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf Teilhabe einzuräumen, ebenso muss sie auch von der Mehrheit verinnerlicht werden. Ein stärkerer Fokus auf das Zwischenmenschliche wäre ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und könnte gesellschaftlich viel Positives bewirken.

Fest steht: Zwischen Lebensglück und Behinderung muss es keinen Widerspruch geben. Im Folgenden zeigen wir Beispiele, dass ein Leben mit Behinderung trotz der alltäglichen Herausforderungen vielfältig, erfüllend und persönlich bereichernd sein kann.​

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Alles andere als anders

Marie und ihr Schwager Furkan sind beste Freunde. Das sympathische Duo verbringt jedes zweite Wochenende miteinander. Sie machen Ausflüge, treiben Sport, Singen zusammen und drehen neuerdings Tiktok-Videos auf ihrem Social-Media-Kanal „MariesWeekends“.

Wir durften die beiden einen Tag lang begleiten. Dass sich Marie und Furkan ins Herz geschlossen haben, viel zusammen lachen und Spaß haben, merkt man schnell. Mit ihrer positiven Ausstrahlung und merklichen Lebensfreude zaubern sie uns ein Lächeln ins Gesicht. Und genau in diesen Momenten merkt man, warum Menschen mit Behinderungen nicht an den Rand der Gesellschaft gehören. Sie sind ein wichtiger Teil davon.

Leben mit einem Chromosom mehr. Für Marie, Furkan und seine Familie spielt das keine Rolle. Wichtig ist ihnen ein liebevoller Umgang auf Augenhöhe – und genau das zeigen sie allein dadurch, wie sie miteinander agieren und natürlich bei ihren Social-Media-Auftritten.

Zwischen Hass, Mitleid und Bewunderung

Von einem Tag auf den anderen hat sich das Leben von Angie Berbuer verändert: Bei einem schweren Autounfall verlor sie beide Beine. Heute ist sie eine erfolgreiche Influencerin.

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Ein Leben mit mehr Hindernissen? Ja, vielleicht. Das hält Angie jedoch nicht davon ab, ein eigenständiges Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. Die Rheinländerin erzählt uns, dass sie heute viel dankbarer ist, jeden Tag bewusster lebt und sich von gesellschaftlichen Barrieren, Vorurteilen oder verletzenden Kommentaren nicht mehr unterkriegen lässt. Humor ist ihre Waffe und gleichzeitig ihr Schutzschild.

Mit den Videos auf ihren Social-Media-Kanälen inspiriert die 24-Jährige viele Menschen – mit und ohne Behinderung. Dabei zeigt sie, wie man mit Rückschlägen im Leben umgehen kann und ruft dazu auf, sich freizumachen vom Hass im Netz. Mit Erfolg: Ihre Videos gehen viral und sind äußerst beliebt.

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    Beratungs- und Hilfestellen für Menschen mit Behinderungen

    • Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB)

      Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte EUTB soll eine flächendeckende Beratung für Menschen mit Behinderungen sichern. Auf ihrer Homepage bietet die EUTB eine Suche nach Beratungsangeboten an, die nach Bundesland und Art der Beeinträchtigung gefiltert werden kann.

      Zur Beratungssuche
    • Deutsches Rotes Kreuz (DRK)

      Betroffene können sich beim DRK über vielfältige Hilfsangebote informieren: von Freizeitangeboten über Fahrdienste bis hin zu psychosozialen Kontakten.

      Mehr Infos des DRK
    • Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (bkvm)

      Der bkvm ist ein Selbsthilfeverband für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige. Ihr Ziel ist es, diesen Menschen mit ihren Familien ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

      Zur Homepage

    Beratung: Rehabilitation und Teilhabe

    Unsere Ansprechpartner helfen Ihnen bei der Antragstellung und koordinieren im Bedarfsfall die Zusammenarbeit mit beteiligten Rehabilitationsträgern. Mehr erfahren

    Rehasport und Funktionstraining

    Wer von einer Behinderung bedroht oder bereits beeinträchtigt ist, für den kann Rehabilitationssport oder Funktionstraining eine gute Lösung sein. Welche Kosten von der IKK classic übernommen werden und wo Sie Rehasport-Anbieter finden. Jetzt informieren

    Gemeinsam gegen Vorurteile und Diskriminierung

    Die IKK classic unterstützt Menschen dabei, einen gesunden Lebensstil zu führen. Dazu gehört auch ein gesunder Umgang miteinander – denn Diskriminierungserfahrungen führen zu Erkrankungen. Um das zu verhindern, gilt es, die Ursache zu bekämpfen und Vorurteile abzubauen.

    Mehr Informationen

    Wissen ist der erste Schritt

    Ethnische Herkunft

    Viele Menschen, deren Wurzeln in anderen Ländern liegen, werden mit Vorurteilen konfrontiert und diskriminiert.

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    Geschlechterrollen

    Die Rollenbilder von "Mann" und "Frau" sind immer noch an viele Vorurteile geknüpft.

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    Körperbild

    Manche Vorurteile beziehen sich auf das Äußere von Menschen. Betroffene erleben oft Mikroaggressionen.

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    Sexuelle Orientierung und Identität

    Menschen, deren sexuelle Identität vom angeborenen Geschlecht abweicht, oder Personen mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung müssen gegen gesellschaftliches Halbwissen, Unwahrheiten und Ablehnung kämpfen.

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